Wer hätte das gedacht,…

jetzt sitzen wir im Zug nach Lavagna, wo unser Katamaran Passat II für eine längere Reise auf uns wartet. Gestern feierten wir noch mit Familie, Freunden und Bekannten eine spontane, rauschende Abschiedsparty bei uns in der Gasse und nun rauschen wir mit dem „Voralpenexpress“ durch die Schweiz in Richtung Italien. Wir bekamen sogar noch selbstgemachte „gefüllte Weinblätter“ von der lieben Familie Arslan als Reiseproviant mit.

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lecker Weinblätter…!

Im Jahr 2000 war die Idee geboren, einmal eine längere Reise mit einem Katamaran zu unternehmen. Am besten sollte man das noch jung machen, damit später noch Geld verdient werden kann…dachte ich. Fortan charterten wir verschiedene Segelyachten und probierten aus, ob uns das überhaupt gefällt. Wir, das waren damals meine Frau Ellen, unsere 3 Jährige Tochter Theresa und ich…..Tobias kam ein Jahr später im Dezember einen Tag vor Weihnachten dazu. Bei diesen wunderbaren Urlauben auf dem Wasser befiel uns das Segelvirus so intensiv, dass aus der Idee “auf Blauwasserfahrt zu gehen” schnell ein Ziel wurde und dann ein Plan folgte. Dass wir noch bis 2018 warten mussten um dieses Ziel, eigentlich ein Lebenstraum, zu erreichen, hätte ich nie für möglich gehalten. Berufliche, familiäre und finanzielle Zwänge schoben das Unternehmen Langfahrt immer weiter in die ferne Zukunft. Sehr vieles muss man dafür aufgeben, abschneiden und auf einiges verzichten. Es ist nicht leicht seine Firma zu verkaufen, Ämter nieder zu legen und die Familie zu überzeugen, dass das jetzt einfach sein muss.

Aber, wie auch immer, jetzt geht es tatsächlich los!
Mitten in der Hitzewelle – entgegen allen Erwartungen hielt die Klimaanlage im Zug Ihr Versprechen, uns einigermaßen kühl zu halten und wir kamen pünktlich am Samstagabend, den 28.08.2018 in Lavagna an.
Einziger Wermutstropfen, das schon lange bestellte Bimini (fester Sonnenschutz über dem Cockpit) war immer noch nicht ganz fertig und wir mussten mit unserem „Bimini-Anfertiger“ einen weiteren Änderungstermin für Montag vereinbaren.

 

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vorerst unser provisorisches Dach über dem Kopf……..besser als nichts!

Statt auszulaufen, nutzten wir den Sonntag zum Ankommen und fuhren nach dem Einkaufen einiger frischer, italienischer Lebensmittel in die nächste Bucht nach Sestri Levante. Gemütlich einräumen, es sich bequem machen und ein wenig Baden gehen stand auf dem Programm. Ach ja, Ellen wollte noch einmal ihren Lieblingsort Sestri Levante besuchen um dort noch Wichtiges zu erledigen, sprich „Shoppen“!
Es folgte die absolute Ausnahme von der Regel, Ellen fand nichts passendes, ich umso mehr….!
Die Stimmung sank noch ein wenig und nachdem die elektrische Ankerwinch den Anker die letzten 10 Meter nicht mehr hochziehen wollte, waren „Hands on-Qualitäten“ gefragt. Nach einem furiosen Kraftakt den 30 kg Anker samt 35 kg Kette bei 35 Grad sicher an Deck zu ziehen, suchten wir den Schutz unseres alten Heimathafens Lavagna und waren etwas frustriert.

Am Montagmorgen kam Renato, unser Bimini-Spezialist, ziemlich verspätetet gegen 11:00 Uhr. Wir vereinbarten, dass das Bimini zum letzten Mal bis zum Abend geändert und wieder montiert werden sollte.
Danach war die Ankerwinch dran. Sie ging nur noch in eine Richtung, nämlich nach unten. Genau das, was wir am wenigsten brauchten. Es folgte, wie früher im Beruf, eine exakte Diagnose. Es konnte nur die Relaisbox sein. Ein freundlicher Anruf bei Bruzzo, dem Elektriker in Lavagna, bestätigte unsere Vermutung und er hatte auch das richtige Ersatzteil vorrätig. Also auf zu Bruzzo!
Super freundlich wie immer, zeigte er uns ein paar alte Elektrikertricks, was man so alles mit einem Schraubenzieher testen kann! Also überbrückten wir mit einem großen Schraubenzieher die Kontakte und hatten den physischen Beweis, dass die Relaisbox tatsächlich schuld war. Da diese aber genau dort verbaut ist, wo eigentlich kein normaler Mensch hinkommt, war eine schweißtreibende Vorarbeit vonnöten.

Aber Happy End, die Stimmung stieg deutlich uns die Ankerwinch schnurrte jetzt wie ein Kätzchen. Spätestens jetzt war ein Feierabendbier verdient! Netterweise besuchte uns noch Ezio, der italienische Importeur des Parasailors und brachte noch eine Menge Tipps mit, die wir als Neulinge für unsere geplante Route gut gebrauchen können.

 

 

Die Abfahrt, der Abschied!
Nach diversen Checks und Putzarbeiten ging es noch einmal zur Albatros Bar, wo wir ein finales Panini Primavera (mein Lieblingssandwich….!) bestellten und verabschiedeten uns von diesen sehr freundlichen Leuten.

Die Festmacherleinen wurden auf Slip gelegt, die Motoren gestartet, ein letzter Blick und nach vier Jahren verließen wir die Marina „Porto di Lavagna“.
Gleich um die nächste Huck mussten wir das erste Bad nehmen, es war mit 33 Grad an diesem Tag sehr sehr heiß. Nun, der Weg ist vorgezeichnet, wir sind unterwegs und müssen nach Pisa um meine Schwester samt Familie an Bord begrüßen zu dürfen. Danach geht es Richtung Korsika und Sardinien wo unsere Kinder zu uns kommen.
So der Plan!

Aber das wichtigste, wir sind los und wir genießen die ersten Tage zu zweit auf See!
Aktuelle Position am 31.07.2018: Isola Palmira im Golf von La Spezia gleich hinter Portovenere.

 


2 thoughts on “Wer hätte das gedacht,…

  1. Liebe Familie Ober, ich wünsche Ihnen allen eine gute Reise, viele schöne Erlebnisse und interessante Eindrücke. Kommen Sie gesund wieder.
    Viele Grüße
    Christina Sauter

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