Und es geht weiter…

21:00 Uhr Ende Januar 2020! Es ist Kuhnacht und die See ist ruhig. Wir sind vor 5 Stunden in Marathon FL aufgebrochen und auf dem Weg nach Kuba. Genauer gesagt nach Varadero. Wir, das sind Mieke (meine Ersatzcrew) und ich. Die letzten Wochen sind anders gelaufen als gedacht. Wie so oft im wirklichen Leben.

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Nach North Palm Beach 08. Januar 2020 in Florida. Dort lag die PASSAT II seit Mitte November an einer Boje im Lake Worth. Eine Autovermietung zu Fuß erreichbar, ein sehr komfortabler Dinghy Anleger, einige Restaurants, eine Marina nebenan und vor allem ein kostenfreies WLAN zeichnen diesen Platz aus. Die sichere und stabile Mooring von David habe ich über die Onlineplattform PierSharing gebucht. Eine exzellente Möglichkeit den vorzeitigen Ruin abzuwenden. Die Liegeplatzpreise in Fort Lauderdale sind horrend. Leider musste ich allein anreisen. Ellen blieb noch etwas länger zu Hause um sich um Ihre Eltern zu kümmern. Ihr Vater wurde über Weihnachten plötzlich sehr krank. Nun gut, ich hatte mir sowieso einige Ersatzteile in die Marina nebenan bestellt.

Für Arbeit war also gesorgt. Auch ein neues Großsegel war fällig. Das Neue wurde noch in Charleston SC von North Sails ausgemessen und schon um Weihnachten in die Old Port Cove Marina geliefert. Ein toller Service! Wie immer bei neuen Arbeiten, steigt die Lernkurve rasant an. Die Installation des neuen Boilers brachte mich schier zum Wahnsinn. Erst nachdem ich Hanf zum Abdichten der Anschlüsse genommen habe, hielt er dicht. Und…..jetzt läuft er!
In der folgenden Woche am 17. Januar 2020 traf Mieke aus Ringenwalde (nahe Berlin) zur Verstärkung ein.


Die letzten Einkäufe wurden erledigt und Mieke bekam eine umfassende Einweisung. Als Nichtsegler wurde er auch mit der kompletten Sicherheitsausrüstung vertraut gemacht. Am Abend des 19. Januar 2020 lösten wir die Mooring Leinen und starteten in eine wunderbare Nacht. Wir wollen nach Cuba, erstes Etappenziel war Miami.

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Beeindruckende Kulisse, Miami in der Nacht…

 

Miami empfing uns mit einer gewaltigen Kulisse. Wir kreuzen durch den Containerhafen und suchten unser Glück in der Bucht in der die TV Serie “Flipper” gedreht wurde. Kaum fiel das Eisen im Norden der Biscayne Bay, schon kam die Coast Guard mit Blaulicht und teilte uns mit, dass wir hier wegen einer Veranstaltung nicht über Nacht bleiben können. Wir verzogen uns in die Bucht nebenan.

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Fahrt durch Häuserschluchten….

Am nächsten Morgen sagte der Wetterbericht eine Kaltfront für den späten Nachmittag mit Winden um 30 kn voraus. Also ab mit Uber in die Stadt zum Ocean Drive und anderen netten Plätzen. Ein „must do“ für  Miami in Miami, der DINER. Classic American Food in einem Aluminium Wagen im Style der 50er. Mit der Nacht kam der Wind und vor allem wieder ein gehöriger Temperatursturz. 8 Grad Celsius am Morgen….das war sogar den Geckos zu kalt. Die fielen von den Bäumen, weil sie sich nicht mehr bewegen konnten. Es zog uns weiter gen Süden, aber schnell!

Nach dem Frühstück steckten wir den neuen Kurs ab. Mit rausche Fahrt segelten wir nach Long Arsenicker, eine Insel innerhalb des Riffgürtels im Süden Floridas.

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Mieke dick verpackt!

Der Wind war sehr frisch, aber dafür kamen wir noch im Büchsenlicht an.

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Miami im Kielwasser. Die Kaltfront ist da!!!

Der Anker fiel auf guthaltenden Grund in 1,80 m Wassertiefe. Es war eine äußerst ruhige Nacht. Rodrigez Key in den Lower Keys war unser nächstes Ziel und tags darauf waren wir schon in Marathon FL Boot Key Harbor. Vor uns liegen unzählige Boot vor Anker oder an einer der Mooring Bojen. Teils leben die Leute hier schon Jahre auf dem Boot. Die Infrastruktur ist auch auf solche Liveaboarts eingestellt. Die Community ist riesig….wie eben alles in den Staaten. Morgens um 09:00 Uhr startet die große Funkrunde. Neue werden begrüßt, Termine ausgetauscht und alles mögliche wird vermittelt oder verkauft. Den Yachties steht sogar eine große Halle mit Tischen, Bücherei, mehrere TV Abteilen mit Kinositzen, Grillplätzen, WLAN und vieles mehr zur Verfügung. Wir hatten die Wahl, von Key West nach Havanna oder schon von Marathon FL nach Varadero, dem absoluten Touristen Getto in Kuba. Letzteres war die schnellste Verbindung zwischen beiden Staaten, gut 90 sm. 

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Mühsam, aber erfolgreich eingekauft.

Nach drei Tagen mit Groß-Einkäufen legten wir am 28.Januar 2020 gegen 15:00 Uhr mit Ziel Varadero/Cuba ab. Mit dabei eine Menge Schmuggelware. Äpfel, Kartoffeln, Mehl und andere Dinge des täglichen Bedarfs. Die Versorgung mit Lebensmitteln soll in Cuba wegen des amerikanischen Boykotts zurzeit nicht ganz einfach sein. Was sich später als genauso heraus gestellt hat.

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Blick zurück…..Adios America…..Kuba wir kommen!

Wir kommen zäh voran. Das liegt zum einen am mittlerweile sehr stark mit Entenmuscheln und anderem Ungeziefer zugewachsenen Unterwasserschiff
und zum anderen natürlich am Golfstrom. Er setzt mit über einem Knoten gegen uns.  Aber wir haben Zeit und genießen die Fahrt durch die Nacht.

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Mieke fängt eine Spanische Makrele.

12 Seemeilen vor Varadero versuchen wir die Guardia de Frontera über UKW Funk Kanal 16 zu erreichen. Wir sind sicher, dass sie uns hören, aber bis eine Meile vor Varadero meldet sich kein Offizieller. Und dann ging es zur Sache! Wir wurden angewiesen längsseits am Zoll Dock anzulegen.

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Noch schnell die Gastlandflagge…..

Und da stand dann auch schon ein Weißkittel mit einem elektronischen Fern-Temperatur-Fieber oder Oberflächenthermometer in der Hand. Nach der Messung aus gut einem Meter Entfernung durften zwei überaus gutaussehende Zöllnerinnen das Schiff betreten. Die nächsten 2 Sunden standen wir gerne Rede und Antwort, öffneten Schapps und hofften, dass unsere Schmuggelware unentdeckt blieb. Mieke stand permanent vor einem Schwächeanfall. Die kubanischen Beamtinnen haben wohl einen sehr starken Eindruck auf Ihn gemacht. GPS-Geräte, Iridium Telefonie, die Notsignale und die Drohne wurden in Plastiktüten versiegelt. Das Klappfahrrad unter dem Bett wurde notiert, fotografiert und der aus den USA importierte Basilikumstock probiert. Das Gewächs durften wir mit dem Hinweis behalten Ihn nachher am Liegeplatz im internationalen Müll zu entsorgen. Cuba, you are welcome! 

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Hotel- und Marinaeinfahrt….

Die recht neue Marina in Varadero ist riesig und hat ungefähr 1000 Liegeplätze. Belegt sind vielleicht 30 mit großen Touristen Katamaranen und nur 3 Yachten die auf der Durchreise sind. Der Rest ist leer! Ein großer All Inklusive Hotelkomplex gehört ebenso dazu wie eine Badelandschaft und gut 8 Restaurants, die sehr schwach frequentiert sind, weil extra bezahlt werden muss. Kein Wunder neben all dem All Inklusive.

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Rum & Salsa unlimited….

Nach ein paar Tagen im neuen System und an den Stränden von Varadero beschlossen wir nach Havanna weiter zu segeln. Eigentlich wollte ich im Supermarkt noch Bier, Kaffee und Milch einkaufen (bunkern), aber in der Hemingway Marina gab es, laut einschlägigen Cruising Guides, den besten Supermarkt in Kuba. Und außerdem hatten wir noch für ein paar Tage genügend Vorräte. Hätte hätte …Fahrradkette ….genau diese Produkte sollte ich für die nächsten 10 Wochen in Kuba nicht mehr finden. Ab sofort neues Motto: Kaufe wenn du es siehst!

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Cerveza CRISTAL, das Bier in Kuba.

Wir bezahlten den Liegeplatz und verließen unter Motor den Hafen. Sofort nahm ein Motorboot die Verfolgung auf und die Crew erinnerte uns daran, dass wir bei jedem Stop in Kuba bei der Guardia Frontera ein- und auschecken müssen. Also zurück zum Zoll Dock und nach einer Stunde „paper works“ segelten wir um die Ecke zu der vorgelagerten Insel Cayo Blanco und blieben eine Nacht bevor es in einem 20 Stunden ritt unter Spinacker (Parasailor) nach Havanna ging. Eigentlich recht angenehme Bedingungen. Mieke war da andere Meinung, er ging „Fische füttern“…..

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Havanna, nette Kneipe in der Altstadt…

Gegen Mittag legten wir beim Zoll in der Hemingway Marina an und nach einer Stunde waren alle Formalitäten erledigt. Wir bekamen einen schönen Liegeplatz und erholten uns ein wenig vom nächtlichen Törn.

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Commodore Escrich vom Hemingway International Yacht Club of Cuba.

 

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Am nächsten Tag stand die Hauptstadt auf dem Programm. Havanna, was für ein Kontrast! Wir tauchten ein in das Nachtleben dieser kaputten und pulsierenden Stadt……..(-:

Mit den besten Wünschen von der PASSAT II.


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