Der Flug von Antalya über Istanbul nach Washington Dulles International war anstrengend und leider voll ausgebucht. Es spielten sich vor dem Start irre Szenen ab, weil einige Passagiere wohl erwartet hatten, in Corona Zeiten einen freien Platz neben sich zu haben. Das ging so weit, dass die Boing 747 von der Startbahn wieder zurück musste, weil sich ein Passagier mit den Regeln partout nicht anfreunden konnte. Er stieg wieder aus. Wie auch immer, nach langen Diskussionen mit den Passagieren und einer gehörigen Verspätung gelang es der Crew, irgendwann den Flieger doch noch in die Luft zu bringen.
Uns war es trotzdem etwas mulmig, weil wir nicht wussten ob wir tatsächlich in die USA rein gelassen werden. 15 Tage Türkeiurlaub war unserer Meinung nach ausreichend um den Europa-Bann der US Amerikaner zu umgehen. Wer 14 Tage vor der US Einreise in Europa war, dem wurde diese verweigert. Wir waren seit 15 Tagen nicht mehr…..Was sind das für Zeiten?
Wir hatten Glück und die Rechnung ging auf. Am 18.10.2020 reisten wir offiziell und überglücklich in die Staaten ein und waren am nächsten Tag wieder auf der PASSAT II, einer Fountain Pajot Belize 43.
Bis hierhin war das der angenehme Teil des Unternehmens. Jetzt musste das Boot innen und aussen wieder ordentlich auf Vordermann gebracht werden. Das feuchtheiße Klima in den Sommermonaten hat der Inneneinrichtung und den Klamotten ganz schön zugesetzt.
Zudem standen folgende Arbeiten auf der Agenda: Getriebeölwechsel, Saildrive-Dichtungen ersetzen, Motoröl wechseln, Propelleranoden und Propellerfett für beide Antriebe müssen gewechselt werden.
Der Elektroantrieb einer Toilette ist im Eimer, (immer eine Lieblingsarbeit…), der Gefrierschrank braucht einen neuen Kompressor und neue Kühlelemente, weitere Solarpanele und neue Regler sind nötig, das Dinghy möchte aufpoliert werden, das Antifouling muss angeschliffen und erneuert werden und vieles mehr. Es waren harte 17 Tage.
Am Dienstag, den 03.11. war das Einwassern mit dem riesigen Travelift geplant. Zum Glück wurde der Termin um einen Tag auf Mittwoch verschoben. Als hätte ich’s gerochen, checkte ich noch mal die Elektronik der beiden Volvo Penta D1-30 Dieselmotoren, u.a. auch um die Motorstunden zur Abfahrt zu dokumentieren. Und….große Überraschung…..Backbord kein Strom, keine Reaktion auf dem Display…kein Vorglühen und somit kein Starten der Maschine möglich. Panik, was nun! In 24 Stunden geht es zurück ins Wasser.
Ok, alles schon mal gehabt, dachte ich. Erst mal runter mit der Aufregung, nachdenken, analysieren. dann mit dem Voltmeter in den Maschinenraum, Batterie Spannung prüfen: passt! Hauptschalter ist an, Kabelverbindungen von und zum Display prüfen: alles ok! Sicherung der Elektronik und Motorsteuerung checken: alles ok! Es scheint jetzt klar, es kann eigentlich nur noch das „Leiden der Firma Volvo Penta“ sein. Ein kompletter Ausfall der MDI Black-Box, so die vorläufige Diagnose, muss es sein!
Zum Glück gab es einen Volvo Penta Händler in der Nähe und er hatte auch eine Black Box auf Lager. Glück, nein…jeder Händler hält die vor, weil es wohl das wichtigste Ersatzteil der ganzen Firma VP sein muss. Das Internet ist voll von Story’s über diese wahre Begebenheit. Sie fallen irgendwann ohne Vorwarnung aus ……bei mir wäre es jetzt die zweite Box! Einziges Problem, der Händler wollte 600 $! Aber nicht von mir für diese Fehlkonstruktion…. Nach kurzer Diskussion schickte er einen Monteur zum Einbau der neuen Box…..wie in St. Lucia ohne Unterschrift und Bezahlung. Die wissen schon warum, seit 15 Jahren haben sie das Problem und können es nicht lösen. Unglaublich – aber wahr!
Der große Augenblick kann kommen und er rollt an, der Mega Travelift. Ellen bessert nach dem Anheben noch das Antifouling unterm Kiel aus und ab gehts zurück ins Wasser. Was für ein Augenblick. Die Maschinen springen beide an, die Propeller werden auf voraus und zurück gecheckt und dann geht es raus aus der Box in den ICW (Intracostal Waterway). Es ist schon spät und die Sonne geht unter. Nur 5 NM entfernt liegt eine schöne Ankerbucht in Beaufort NC.
Wir genießen den Sonnenuntergang, stoßen an auf eine wundervolle gemeinsame Zeit, die vor uns liegt… und vergessen dabei die flachen Stellen beim Einlaufen in diese herrliche Bucht. Ja, wir laufen ordentlich auf, befreien uns aber mit voll zurück und versenken kurz danach das Eisen . Wir ankern vor einmaliger Kulisse und freuen uns riesig auf die kommende Zeit . Zu zweit die US East Coast nach Süden, in Miami links abbiegen und dann „Bahamas wir kommen“!
